LEXIKON DER HAUSNAMEN
RASDORF
Lebendige Dorfgeschichte
Hausnamen gehören seit vielen Jahrhunderten zur Geschichte Rasdorfs. Sie sind ein Teil der Geschichte, der noch immer lebendig ist. Das Lexikon der Hausnamen verzeichnet sie und gibt Hinweise zu ihrer Entstehung, der Bedeutung und den Trägern.
Hausnamen entstanden in unserer Region zuerst im 16. Jahrhundert. Die bis heute überlieferten Namen stammen in der Mehrzahl aus den Jahren nach 1800, wobei es in Rasdorf auch erheblich ältere gibt.
Es gibt zwei Kategorien von Hausnamen. Toponyme bezeichnen ein Haus oder einen bestimmten Ort. Sie bleiben auch dann bestehen, wenn eine Familie als Träger des Namens an einen anderen Ort zieht oder ausstirbt. Anthroponyme bezeichnen hingegen Hausnamen, die einer bestimmten Personengruppe, meist einer Familie, zugehörig sind. So kommt es, dass der Name auch dann bei der Familie bleibt, wenn sie an einen neuen Ort zieht.
Man unterscheidet vier Herkunftstypen von Hausnamen:
Vor- oder Nachname
Nicht selten prägten ein Vor- oder ein Nachname den Hausnamen. Das ist besonders in den Fällen so, in denen es in einem Ort einen bestimmten Namen mehrfach gibt oder gab. Meist wurde der Nachname dann mit einer Eigenschaft seines Trägers verbunden, etwa der Körpergröße oder seinem Charakter.
Die besondere Lage im Dorf
Die Lage im Dorf kennzeichnete die Entstehung vieler Hausnamen. Nicht zuletzt dienen sie bis heute ja auch der Orientierung wo sich ein Haus befindet. Manchmal kam es auch zu Verbindungen der Lage und des Vor- oder Nachnamens. Bis heute sind jene Hausnamen besonders geläufig und verbreitet.
Der Beruf prägt den Namen
Jedes Dorf hatte Bauern oder Handwerker aus unterschiedlichen Gewerken. So prägten diese Berufe auch Hausnamen. In den meisten Fällen verband sich damit eine weitere Eigenschaft, etwa die Lage im Dorf oder der Name eines Trägers. Besonders häufig sind diese Hausnamen am Haus geblieben, während die Bewohner wechselten und längst andere Berufe ausübten.
Ein berühmter Träger
Diese Kategorie der Hausnamen ist besonders selten. Doch die erhalten gebliebenen Namen und deren Überlieferung sind bei berühmten und namensprägenden Trägern besonders schön. Nicht selten waren es Originale, die jeder kannte und die bis heute legendär sind. Manchmal sind es aber auch Kosenamen gewesen, die allmählich zu Hausnamen wurden.
Eine kurze Sprachkunde
Unser Rasdorfer Platt ist ein regionaler Dialekt des Osthessischen und gehört zum mitteldeutschen Sprachraum. Es weist deutliche Einflüsse aus dem Thüringischen und Fränkischen auf und ist Teil der kulturellen Identität der Region. Die Sprache zeichnet sich durch eine weiche Aussprache, eine eigene Grammatik und zahlreiche spezifische Ausdrücke aus, die für Außenstehende oft schwer verständlich sind. Typisch für das Rasdorfer Platt sind Lautverschiebungen wie „anders“ zu „annerschd“ oder „etwas“ zu „äbbes“, aber auch der Gebrauch alter Begriffe, die im Hochdeutschen längst verschwunden sind, wie "Friedhof", platt "Kerbed".
Über die Jahrhunderte entwickelten sich besondere Aussprachen, die sich teilweise von Dorf zu Dorf unterscheiden. Die Hausnamen nehmen diese Besonderheiten auf. Vor allem die Umlaute und Betonungen der Vokale sind hier zu beachten. So spricht sich der Hausname "Wettersch" im Platt mit einem langen "æ" in der Mitte und "tt" wird zu "dd". Bei "Wiebenoatze" wird das "a" von "oa" kaum gesprochen und fast verschluckt. Bei "Breckelitze" wird das harte "ck" zu zwei weichen "gg".
Besonders in den älteren Generationen wird das Rhöner Platt noch gepflegt. Es fungiert nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als Ausdruck von Heimatverbundenheit. In den letzten Jahren bemühen sich lokale Initiativen, Schulen und Vereine, das Dialektwissen an die jüngeren Generationen weiterzugeben, um den Verlust dieses sprachlichen Kulturguts zu verhindern.
Das Lexikon der Hausnamen in Rasdorf basiert auf den Forschungen des Vereins zur Förderung der Heimat- und Kulturpflege Rasdorf e.V., insbesondere den Aufzeichnungen von Rüdiger Stark. In der Hofchronik, nachzulesen in den Rasdorfer Geschichtsblättern, wird seit 1998 die Geschichte des Dorfes und der Hausnamen systematisch ergründet.